Flucht König Edwards IV. nach Burgund, Oktober 1470
Thomas von Wessex stürmte im Genter Palast in Marguerites Gemach. Meg schaute von ihrer Lektüre auf und begegnete seinem sorgenvollen Blick. „Entschuldige die Störung, aber es gibt bedrohliche Ereignisse.“ Sie wies auf den Stuhl neben ihr. „Was ist geschehen? Ist Karl etwas zugestoßen?“ „Nein.“ Thomas umfasste Ihre Hand. „Edward und Richard sind vom Heer der Lancaster besiegt worden und zu uns geflohen.“
.Die Farbe wich Meg aus dem Gesicht. Wessex fuhr fort: „Sie wohnen in Brügge im Haus des Herrn von Gruuthuse und erwarten Karls Hilfe zur Rückeroberung Englands.“ Meg seufzte. „Edwards Los ist das Letzte, was meinen Gatten bekümmert. Zudem verfügt er selbst nicht über die finanziellen Mittel, um ein stehendes Heer aufzustellen.“
„Meg, besuche deine Brüder und begleiche die Schulden ihrer Hofhaltung. Ihnen steht das Wasser bis zum Hals. Versprich ihnen, dass du alle Hebel in Bewegung setzt, dass Karl ihnen hilft. Ich werde mich unterdessen zu deinem Gatten begeben und ihn ersuchen, bei der Medici Bank ein Darlehen für die Ausstattung eines Heeres zu erwirken.
Thomas´ Plan löste einen Funken Hoffnung in Meg aus und sie warf ihrem Vertrauten einen dankbaren Blick zu.
Marguerites Augen weiteten sich, als sie in Brügge aus ihrer Sänfte stieg und den Hof des Herrn von Gruuthuse betrat. Vor ihr lag ein Palast mit Zinnen und Türmen. Karls Statthalter, dieser allzu glatte Mann mit den winzigen Augen und der gebogenen Nase badete in Prunk und Pracht.
„Meg, besuche deine Brüder und begleiche die Schulden ihrer Hofhaltung. Ihnen steht das Wasser bis zum Hals. Versprich ihnen, dass du alle Hebel in Bewegung setzt, dass Karl ihnen hilft. Ich werde mich unterdessen zu deinem Gatten begeben und ihn ersuchen, bei der Medici Bank ein Darlehen für die Ausstattung eines Heeres zu erwirken.
Thomas´ Plan löste einen Funken Hoffnung in Meg aus und sie warf ihrem Vertrauten einen dankbaren Blick zu.
Marguerites Augen weiteten sich, als sie in Brügge aus ihrer Sänfte stieg und den Hof des Herrn von Gruuthuse betrat. Vor ihr lag ein Palast mit Zinnen und Türmen. Karls Statthalter, dieser allzu glatte Mann mit den winzigen Augen und der gebogenen Nase badete in Prunk und Pracht.
Das Gespräch mit ihren Brüdern lastete auf ihrem Gemüt. Sie kam mit leeren Händen und konnte sie nur auf Karls Hilfe vertrösten.
Ein Page geleitete sie in Gruuthuses Empfangsraum. Ihr jüngster Bruder, Richard, empfing sie. Sein Antlitz wirkte fahl wie eine Wachskerze und seine Lippen bildeten schmale weiße Striche. Das Schlachtfeld hatte ihm seine Jugend gestohlen.
„Meg?“, stammelte er und schien enttäuscht, dass der Herzog nicht mitgekommen war. Seine Schwester nahm seine Hand und drückte sie an ihre Wange.
Sie schickte sich an nach Edward zu fragen, als eine Lachsalve aus einer Frauenkehle aus einem der umliegenden Gemächer an ihre Ohren drang.
Rote Wutfunken tanzten vor Richards Augen. „Seit Tagen schon vergnügt sich unser Bruder mit Damen, anstatt Mittel und Wege zu suchen, um Truppen anzuwerben. Ich werde ihn aus dem Bett zerren, damit du ihm die Leviten liest.“
Nach einer Weile öffnete sich eine Tapetentür und Edward steckte den Kopf herein. Er erschien in einem leuchtenden Seidenwams, das über seinen Bauch ein wenig spannte. „Liebe Schwester, du siehst bezaubernd aus!“ Er legte sein Gesicht in ein zufriedenes Grinsen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sie ließen sich auf den Stühlen vor dem Kamin nieder. Richard starrte ins Feuer. In Edwards Miene vollzog sich eine Wandlung. Er hatte den gehetzten Ausdruck eines Menschen, der die Tiefen der Verzweiflung durchwanderte. Meg berührte seine Hand und sah ihn voll Anteilnahme an. „Erzähle mir, was geschehen ist.“
Ein Page geleitete sie in Gruuthuses Empfangsraum. Ihr jüngster Bruder, Richard, empfing sie. Sein Antlitz wirkte fahl wie eine Wachskerze und seine Lippen bildeten schmale weiße Striche. Das Schlachtfeld hatte ihm seine Jugend gestohlen.
„Meg?“, stammelte er und schien enttäuscht, dass der Herzog nicht mitgekommen war. Seine Schwester nahm seine Hand und drückte sie an ihre Wange.
Sie schickte sich an nach Edward zu fragen, als eine Lachsalve aus einer Frauenkehle aus einem der umliegenden Gemächer an ihre Ohren drang.
Rote Wutfunken tanzten vor Richards Augen. „Seit Tagen schon vergnügt sich unser Bruder mit Damen, anstatt Mittel und Wege zu suchen, um Truppen anzuwerben. Ich werde ihn aus dem Bett zerren, damit du ihm die Leviten liest.“
Nach einer Weile öffnete sich eine Tapetentür und Edward steckte den Kopf herein. Er erschien in einem leuchtenden Seidenwams, das über seinen Bauch ein wenig spannte. „Liebe Schwester, du siehst bezaubernd aus!“ Er legte sein Gesicht in ein zufriedenes Grinsen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
Sie ließen sich auf den Stühlen vor dem Kamin nieder. Richard starrte ins Feuer. In Edwards Miene vollzog sich eine Wandlung. Er hatte den gehetzten Ausdruck eines Menschen, der die Tiefen der Verzweiflung durchwanderte. Meg berührte seine Hand und sah ihn voll Anteilnahme an. „Erzähle mir, was geschehen ist.“
„Ich habe den Verrat Warwicks und unseres Bruders George Clarence nicht kommen sehen.“ Richard wandte sich zu Edward. „Obwohl ich dich mehrmals vor Warwick und seinem Clan gewarnt habe. Hättest du ihnen Positionen am Hof eingeräumt, wäre es nicht zu den Revolten gekommen.“ Edward errötete und senkte sein Haupt. „Du hast recht, Richard! Deine Warnungen vor unserem Bruder George habe ich ebenfalls in den Wind geschlagen.“ Richard funkelte seine Schwester an. „Wärest du nicht Georges Charme erlegen, hättest du bemerkt, dass dein Lieblingsbruder gegenüber jedem auf seinen Vorteil aus ist. Er hat Edwards Schwächen ausgenutzt, um sich den Thron unter den Nagel zu reißen.“ Meg sah Richard bestürzt an. Ihre Stimme wurde schrill und überschlug sich: „Ich habe gedacht, ihn zu kennen, aber ich habe mich geirrt. Georges Verrat hat mich wie ein Faustschlag getroffen. Von mir hat er keine Hilfe mehr zu erwarten.“
Ein bitteres Lachen umspielte Edwards Mund und er fuhr fort: „Die Ereignisse haben uns überrollt. König Ludwig, die giftige Spinne, hat Warwick angezettelt, die Lancaster wieder auf den englischen Thron zu bringen. Eines Tages hat ein Heer von zwanzigtausend Mann England überrannt. Viele unserer Anhänger sind zum Feind übergelaufen und uns blieb nichts anderes übrig als zu fliehen. Richard und ich beabsichtigen, in Burgund Truppen anzuwerben und in einem Überraschungsangriff die Thronräuber zu verjagen. Wird dein Gatte uns unterstützen?“
„Gewiss, Edward. Aber wie dir bekannt ist, kämpft er selbst gegen König Ludwig. Karl ersucht euch, ihn in vierzehn Tagen in Hesdin aufzusuchen, um die Einzelheiten zu besprechen.“
In den Gesichtern ihrer Brüder spiegelten sich widerstreitende Gefühle.
Meg verbarg ihr Unwohlsein hinter einem Lächeln. „Ich verspreche euch, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um euch zu unterstützen.“
„Gewiss, Edward. Aber wie dir bekannt ist, kämpft er selbst gegen König Ludwig. Karl ersucht euch, ihn in vierzehn Tagen in Hesdin aufzusuchen, um die Einzelheiten zu besprechen.“
In den Gesichtern ihrer Brüder spiegelten sich widerstreitende Gefühle.
Meg verbarg ihr Unwohlsein hinter einem Lächeln. „Ich verspreche euch, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um euch zu unterstützen.“
Es war ein kalter Dezembertag, an dem Meg mit ihren Brüdern im Abendgrauen das Schloss Hesdin erreichte. Schwaden von Pulverschnee trieben ihnen im Innenhof entgegen. Heller Lichtschein drang aus den Fenstern, was darauf hinwies, dass Karl anwesend war. Würde er ihre Brüder unterstützen oder sie nur mit losen Versprechungen abspeisen? Marguerite nahm einen tiefen Atemzug, straffte ihren Rücken und betrat gemeinsam mit Edward und Richard die mit schwarzweißen Fliesen ausgelegte Halle.
Der Herzog und Thomas von Wessex erwarteten sie. Überlegenheit blitzte aus Karls Augen. Er genoss es, dass das Haus York auf seinen Beistand angewiesen war.
Nachdem sie sich erfrischt hatten, begaben sie sich in Karls Studierzimmer.
Der Herzog lud sie ein, auf den reichverzierten Stühlen um den Ebenholztisch Platz zu nehmen. Marguerite saß neben ihren Gatten und sah, wie er ein Schreiben mit einem aufgebrochenen, englischen Siegel zur Seite schob. Ihr Magen zog sich zusammen und sie verkrallte die Finger.
Karl wandte sich an seine Gäste. „Ludwig und Warwick haben versucht, die Wirklichkeit nach ihren eigenen Wünschen zu biegen.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, aus denen Hass schoss. „Die Stunde der Rache ist gekommen. Ich stehe auf Eurer Seite und werde zusammen mit dem Herzog von Bretagne Frankreich mit Krieg überziehen, sodass Ludwig die Lust an Intrigen vergeht.“
Der Herzog und Thomas von Wessex erwarteten sie. Überlegenheit blitzte aus Karls Augen. Er genoss es, dass das Haus York auf seinen Beistand angewiesen war.
Nachdem sie sich erfrischt hatten, begaben sie sich in Karls Studierzimmer.
Der Herzog lud sie ein, auf den reichverzierten Stühlen um den Ebenholztisch Platz zu nehmen. Marguerite saß neben ihren Gatten und sah, wie er ein Schreiben mit einem aufgebrochenen, englischen Siegel zur Seite schob. Ihr Magen zog sich zusammen und sie verkrallte die Finger.
Karl wandte sich an seine Gäste. „Ludwig und Warwick haben versucht, die Wirklichkeit nach ihren eigenen Wünschen zu biegen.“ Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, aus denen Hass schoss. „Die Stunde der Rache ist gekommen. Ich stehe auf Eurer Seite und werde zusammen mit dem Herzog von Bretagne Frankreich mit Krieg überziehen, sodass Ludwig die Lust an Intrigen vergeht.“
Edwards durchdringende Augen waren unablässig auf seinen Schwager gerichtet. Ein Lächeln stahl sich in Karls Mundwinkel. „Was die Anwerbung der Truppen zur Rückeroberung Eures Königreichs betrifft, habe ich den folgenden Vorschlag: Fünfhundert Mann stelle ich Euch zur Verfügung und den Rest wirbt Ihr mit einem Darlehen an. Ich habe mich bei der Medici Bank in Brügge für Euch verwendet und sie sind bereit einen Kredit zu gewähren.“ Edward starrte ihn unverwandt an.
Karl gab Wessex ein Zeichen. „Eure Majestät, ich habe mir erlaubt, ein sondierendes Gespräch mit dem Bankier Portinari zu führen. Er wäre bereit, zweitausend Söldner und fünfzehn Schiffe der Hanse zu finanzieren.“ Edward maß Karl mit verengten Augen. „Schwager, das kann nicht Euer Ernst sein! Damit besiegelt ihr meinen Untergang.“
Der Herzog machte eine beschwichtigende Geste. „Es gibt ein zusätzliches Angebot!“ Er ergriff das Schreiben und überreichte es Edward. “Es stammt von George Clarence, der sein Vorgehen bereut und Euch zehntausend Mann bei Eurer Landung zur Verfügung stellt.“ Edwards Wangen färbten sich rot vor Empörung und Richards Arme krallten sich in den Armlehnen fest. Marguerite sah ihren Gatten mit weit aufgerissenen Augen an. „Edward, lest den Brief!“, forderte Karl ihn auf. Widerwillig durchflogen die Brüder das Schreiben. „Teile des Inhalts haben meine Agenten bestätigt. Es ist wahr, dass Clarence bei den Anhängern des Hauses York verweilt und sich ihm achttausend Mann angeschlossen haben. Ebenfalls stimmt es, dass viele Lancaster Anhänger Warwick nicht vertrauen und so manche zu den Yorkisten überlaufen.“, fügte Karl hinzu.
Nachdenklich musterte Edward seinen Schwager und schien mit sich zu ringen.
Karl warf seinen Kopf wirkungsvoll in den Nacken. „An Eurer Stelle würde ich dieses Wagnis eingehen.“ Um seine Lippen spielte ein höhnisches Lächeln. „Sobald Euer Bruder George seinen Zweck erfüllt hat, lasst Ihr ihn fallen.“
Über den Tisch hinweg fasste Marguerite Edwards Hand. Ihr Blick drang tief in den seinen. „Bruder, spring über deinen Schatten. Das ist die einzige Möglichkeit, den Thron wiederzuerlangen.“
Nachdem seine Schwester ihn zum Handeln aufgefordert hatte, wurde es auf einmal so still, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Eine Weile sagte Edward kein Wort, das Gesicht zur Maske erstarrt.
Dann brach es aus ihm heraus: „Werter Schwager, schreibt meinem Bruder, dass ich sein Angebot annehme.“
Karl gab Wessex ein Zeichen. „Eure Majestät, ich habe mir erlaubt, ein sondierendes Gespräch mit dem Bankier Portinari zu führen. Er wäre bereit, zweitausend Söldner und fünfzehn Schiffe der Hanse zu finanzieren.“ Edward maß Karl mit verengten Augen. „Schwager, das kann nicht Euer Ernst sein! Damit besiegelt ihr meinen Untergang.“
Der Herzog machte eine beschwichtigende Geste. „Es gibt ein zusätzliches Angebot!“ Er ergriff das Schreiben und überreichte es Edward. “Es stammt von George Clarence, der sein Vorgehen bereut und Euch zehntausend Mann bei Eurer Landung zur Verfügung stellt.“ Edwards Wangen färbten sich rot vor Empörung und Richards Arme krallten sich in den Armlehnen fest. Marguerite sah ihren Gatten mit weit aufgerissenen Augen an. „Edward, lest den Brief!“, forderte Karl ihn auf. Widerwillig durchflogen die Brüder das Schreiben. „Teile des Inhalts haben meine Agenten bestätigt. Es ist wahr, dass Clarence bei den Anhängern des Hauses York verweilt und sich ihm achttausend Mann angeschlossen haben. Ebenfalls stimmt es, dass viele Lancaster Anhänger Warwick nicht vertrauen und so manche zu den Yorkisten überlaufen.“, fügte Karl hinzu.
Nachdenklich musterte Edward seinen Schwager und schien mit sich zu ringen.
Karl warf seinen Kopf wirkungsvoll in den Nacken. „An Eurer Stelle würde ich dieses Wagnis eingehen.“ Um seine Lippen spielte ein höhnisches Lächeln. „Sobald Euer Bruder George seinen Zweck erfüllt hat, lasst Ihr ihn fallen.“
Über den Tisch hinweg fasste Marguerite Edwards Hand. Ihr Blick drang tief in den seinen. „Bruder, spring über deinen Schatten. Das ist die einzige Möglichkeit, den Thron wiederzuerlangen.“
Nachdem seine Schwester ihn zum Handeln aufgefordert hatte, wurde es auf einmal so still, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Eine Weile sagte Edward kein Wort, das Gesicht zur Maske erstarrt.
Dann brach es aus ihm heraus: „Werter Schwager, schreibt meinem Bruder, dass ich sein Angebot annehme.“