Die burgundische Herzogin als Geschäftsfrau
William Caxton, Leiter der englischen Handelskompanie, ritt eskortiert von Soldaten durch die trübe Herbstlandschaft Flanderns. Langsam durchdrang die Sonne den Nebel und vor ihnen tauchten die gewaltigen Mauern der Stadt Gent auf. Durch ein Geflecht von Wegen und Häusern mit reichverzierten Stufengiebeln gelangten sie zum Hof Ten Walle, der Residenz von Herzogin Marguerite. Im Innenhof ließen sie sich von den Pferden gleiten und Caxton löste den schweren Sack vom Sattel. In ihm klimperten Münzen. Spitzbogige Galerien unterbrochen von kunstvollen Türmchen zierten die Fassade des Schlosses. „Himmel!“, rief ein Begleiter des Kaufmanns. „Ten Walle kann dem Prinzenhof in Brügge das Wasser reichen.“
Vier Pagen der Herzogin eilten herbei und geleiteten den englischen Gast in Marguerites privaten Empfangssaal. Der Raum war von Kerzen erhellt und in einem Kamin knisterte ein wohltuendes Feuer. Caxton blieb wie geblendet stehen vor den Tapisserien, welche die Wände schmückten. Sie stellten den trojanischen Krieg dar. Sprachlos erstaunt betrachtete er, wie der Ritter Hercules in einem Wald einen Löwen mit seinem Schwert niederstreckte. Ein paar Schritte weiter saß die bezaubernde Helena umringt von ihren Damen in einem paradiesischen Garten.
Marguerite hatte mit Wessex und Ann den Raum betreten, ohne dass der Kaufmann es bemerkte. Sie begab sich zu Caxton. „Ja, Meister William, das ist die Geschichte Trojas, die bildliche Wiedergabe Eures Lebenswerks.“ Der Geschäftsmann zuckte zusammen und sank in die Knie. Die Herzogin bedeutete ihm, sich zu erheben und an dem Eichentisch Platz zu nehmen. Ann schenkte aus einer gläsernen Karaffe vier venezianische Kelche mit dunkelrot funkelndem Wein ein und reichte sie den Anwesenden. Meg erhob ihren Pokal. „Auf Euer Wohl, Meister William!... Lasst uns zunächst das Geschäftliche erledigen.“
Ein Lächeln stahl sich auf Caxtons Mundwinkel. „Madame, es ist mir eine Ehre, Euch mitzuteilen, dass Euer Handel mit englischer Wolle eine positive Bilanz aufweist. An den flämischen Märkten ist man versessen auf die hochwertige Ware der Herzogin.“ Marguerite lauschte mit glänzenden Augen. Caxton drehte sich um und wies auf den prall gefüllten Beutel. „Ein Sack voll Pfunden ist das Ergebnis.“ Meg nickte zufrieden. Jetzt verfügte sie über genug Mittel, um ein eigenes Netzwerk von Kontakten aufzubauen.
Ann stand auf, eilte zum Schreibtisch, packte ein umfangreiches Manuskript und legte es vor Marguerite auf den Tisch. Caxton horchte mit angehaltenem Atem in die plötzliche Stille. Die Herzogin sah ihn aufmunternd an. „Meister William, Ihr seid nicht nur ein tüchtiger Kaufmann, sondern auch ein begabter Übersetzer. Wir alle haben die englische Fassung von Lefèvres Geschichte der Trojaner begeistert gelesen. Durch Eure Wortwahl ist man mitten ins Geschehen hineingezogen. Man fiebert mit den Helden mit, bis sie die Gegner vernichtet haben.“ Caxton räusperte sich und versuchte, seine Rührung zu unterdrücken.
„Wollt Ihr in der Tat die Kunst des Buchdrucks erlernen und dieses Gewerbe in England einführen?“, fragte ihn Thomas Wessex mit aufrichtiger Neugier. Caxton nickte und verflocht seine Hände „Graf Wessex, in mir hat immer eine künstlerische Ader geschlummert. Aber mein Vater hat darauf bestanden, dass ich Kaufmann werde. In der Mitte des Lebens wagt so mancher einen Neuanfang.“
„Ich bewundere Eure Entschlossenheit.“, entfiel es Marguerite.
„Der neue Leiter unserer Handelskompanie, Charles Miller, wird Euren Wollhandel betreuen, denn ich werde in einem Monat in Köln bei Meister Zell meine Lehre antreten.“ „Ist es zu erwarten, dass Herr Miller ebenso günstige Erträge für mich erzielt?“ „Madame, Millers Beziehungen reichen bis nach Italien, was höhere Einnahmen verspricht.“ Margarete schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln.
So Gott will, beherrsche ich in drei Jahren den Buchdruck und wenn mir König Edward das Gewerberecht erteilt, wird die Geschichte der Trojaner Englands erstes gedrucktes Buch sein.“
Beim Namen ihres königlichen Bruders zuckte Marguerite zusammen, aber erhob ihren Kelch zu Ehren William Caxtons. „Auf den englischen Buchdruck!“
Ann stand auf, eilte zum Schreibtisch, packte ein umfangreiches Manuskript und legte es vor Marguerite auf den Tisch. Caxton horchte mit angehaltenem Atem in die plötzliche Stille. Die Herzogin sah ihn aufmunternd an. „Meister William, Ihr seid nicht nur ein tüchtiger Kaufmann, sondern auch ein begabter Übersetzer. Wir alle haben die englische Fassung von Lefèvres Geschichte der Trojaner begeistert gelesen. Durch Eure Wortwahl ist man mitten ins Geschehen hineingezogen. Man fiebert mit den Helden mit, bis sie die Gegner vernichtet haben.“ Caxton räusperte sich und versuchte, seine Rührung zu unterdrücken.
„Wollt Ihr in der Tat die Kunst des Buchdrucks erlernen und dieses Gewerbe in England einführen?“, fragte ihn Thomas Wessex mit aufrichtiger Neugier. Caxton nickte und verflocht seine Hände „Graf Wessex, in mir hat immer eine künstlerische Ader geschlummert. Aber mein Vater hat darauf bestanden, dass ich Kaufmann werde. In der Mitte des Lebens wagt so mancher einen Neuanfang.“
„Ich bewundere Eure Entschlossenheit.“, entfiel es Marguerite.
„Der neue Leiter unserer Handelskompanie, Charles Miller, wird Euren Wollhandel betreuen, denn ich werde in einem Monat in Köln bei Meister Zell meine Lehre antreten.“ „Ist es zu erwarten, dass Herr Miller ebenso günstige Erträge für mich erzielt?“ „Madame, Millers Beziehungen reichen bis nach Italien, was höhere Einnahmen verspricht.“ Margarete schenkte ihm ein zufriedenes Lächeln.
So Gott will, beherrsche ich in drei Jahren den Buchdruck und wenn mir König Edward das Gewerberecht erteilt, wird die Geschichte der Trojaner Englands erstes gedrucktes Buch sein.“
Beim Namen ihres königlichen Bruders zuckte Marguerite zusammen, aber erhob ihren Kelch zu Ehren William Caxtons. „Auf den englischen Buchdruck!“
Nachdenklich drehte Wessex den Pokal zwischen den Fingern. „Was berichten Eure Kaufleute aus England?“
„Nachdem König Edward die Rebellion niedergeschlagen hat, herrscht wieder Friede im Königreich. Das Volk steht auf der Seite seines Fürsten. Man ist froh, dass die Verräter, Warwick und Clarence, außer Landes sind.“ Caxton strich sich mit der beringten Hand über den Bart und zögerte. „Einige meiner Kollegen befürchten, dass König Ludwig Warwick anstiften wird, das Haus Lancaster wieder auf den englischen Thron zu bringen.“ „Aber dazu benötigt er Truppen.“, rutschte es Ann heraus. „Die ihm der knausrige Ludwig nicht bereitstellen wird.“, grinste Wessex hämisch. Caxton lachte breit und wandte sich an die Herzogin. „Madame, Tatsache ist, dass König Edward wieder fest im Sattel sitzt und der Handel mit Burgund blüht!“ Die wenigen Worte genügten, um Marguerites Sorgen um das Haus York zu zerstreuen.