Papst Maximilian I. ?
Heiter ritt Kaiser Maximilian I. auf seinem Schimmel durch das langgestreckte Gewölbe der Bischofsresidenz von Brixen. Das Klappern der Hufe seiner Jagdknechte hallte so laut auf den Steinen wider, als wäre eine Abteilung der Reiterei unterwegs. Max zog die Zügeln an und lieβ sich vom Pferd gleiten. Die Jagd hatte ihn erquickt und von seiner Erbitterung über die Franzosen und den Papst befreit. Ehe er sich es versah, verbeugte sich ein schweiβtriefender Bote vor ihm und übergab ihm ein Schreiben. „Mit Verlaub, Majestät, ich komme aus Rom, der Herr Bischof von Gurk ersucht Euch dringlich um Antwort!“ Ein leichtes Zucken befiel Max´ Mundwinkel, aber verebbte gleich wieder. „Guter Mann, geht zu den Mönchen und lasst Euch ein Bad und ein Mal bereiten! Ich werde mich sogleich mit der Nachricht befassen.“
In seinem Gemach strich sich der Kaiser fahrig über die Stirn, zögerte und brach dann das Siegel auf. Seine Augen huschten über das Schreiben:
„ ... Papst Julius II. wird von heftigen Fieberschüben heimgesucht. Die Ärzte sagen seinen Tod voraus. In Rom herrscht Chaos. Adelige erheben sich gegen die Kirchenherrschaft. ... Das Kardinalskollegium ist zusammengetreten zwecks Begräbnis und Konklave. Schon werden Wetten abgeschlossen, wer als nächster die Tiara erlangt. Ersuche vordringlich um Instruktionen!“
Ein Hochgefühl breitete sich in Max aus. Einen Moment stand er still und horchte in sich hinein: Sein Traum von der Herrschaft über Italien und die christliche Welt ist zum Greifen nahe!
In seinem Kopf begannen die Mittel und Wege zu summen wie in einem Bienenstock. Er musste sich sammeln! Wo wäre das besser als in der Kapelle vor dem Altar. Er nahm einen tiefen Atemzug, straffte den Rücken und wie von selbst trugen ihn seine Füβe in das Gotteshaus.
„ ... Papst Julius II. wird von heftigen Fieberschüben heimgesucht. Die Ärzte sagen seinen Tod voraus. In Rom herrscht Chaos. Adelige erheben sich gegen die Kirchenherrschaft. ... Das Kardinalskollegium ist zusammengetreten zwecks Begräbnis und Konklave. Schon werden Wetten abgeschlossen, wer als nächster die Tiara erlangt. Ersuche vordringlich um Instruktionen!“
Ein Hochgefühl breitete sich in Max aus. Einen Moment stand er still und horchte in sich hinein: Sein Traum von der Herrschaft über Italien und die christliche Welt ist zum Greifen nahe!
In seinem Kopf begannen die Mittel und Wege zu summen wie in einem Bienenstock. Er musste sich sammeln! Wo wäre das besser als in der Kapelle vor dem Altar. Er nahm einen tiefen Atemzug, straffte den Rücken und wie von selbst trugen ihn seine Füβe in das Gotteshaus.
.Die Zwiesprache mit seinem himmlischen Oberhaupt
Er kniete sich auf die Gebetsbank nieder und betrachtete das Bildnis seines Vorgesetzten am Altar. „Herr, als Euer Stellvertreter auf Erden und Beschützer der Kirche brauche ich dringlich Euren Rat! Wie ihr wisst, wird der reiβende Wolf Julius, der Euch und alles Menschliche zuschanden gemacht hat, bald vor Eurem Richterstuhl treten. Gebt mir die benötigten finanziellen Mittel, dass ich mich um Italien und Eure Kirche kümmern kann!“ Schweigen umhüllte Max, aber er fuhr fort: „Ich habe schon Einiges bedacht, aber kann mich nicht entscheiden. ... Ich könnte meinen Gesandten, den glattzüngigen Bischof von Gurk, zum Papst wählen lassen. Dafür müsste ich jedoch tief in die Geldtruhe des Heiligen Petrus greifen. Denn wer wählt schon aus eigenem Antrieb einen Lustmolch und Pfründenjäger zum Papst?“ Maximilian wedelte wegwerfend mit der Hand.
Er spann seinen Gedanken weiter: „Eure abtrünnigen Kardinäle in Pisa vergehen bereits vor Ungeduld, einem Franzosen die Tiara aufzusetzen. Das würde den Glauben an Euch spalten und ganz Italien mit Krieg überziehen.Weder Ihr noch ich können das zulassen!“
Max stützte das Kinn in die Hand und wiegte abwägend den Kopf. „Wenn ich nun aber selbst, als Schirmherr der Kirche das Papsttum auf mich nähme, wäre der Glaube an Euch gerettet. Ich würde die gottlosen Franzosen aus der Lombardei verjagen, die venezianischen Giftmischer und Krämer bestrafen und die Türken zu Kreuze kriechen lassen.“ Max sah Gott am Altar triumphierend an.
„Ja, das ist die Lösung! Aber meine Taschen sind leer und ich benötige Geld, sehr viel sogar. Ihr wisst ja, wie es beim Konklave zugeht, der Meistbietende erhält das Amt. Mein Bankier, der Fugger, könnte die Bestechungsgelder vorstrecken. Aber danach sollte ich mit Eurer Einwilligung über alle Kircheneinnahmen frei verfügen können, um den Glauben an Euch anzufachen, meine kaiserlichen Schulden zu tilgen und die Kriege zu finanzieren.“
Max drückte die Hand aufs Herz und verdrehte die Augen himmelwärts. “Leider habt Ihr die Welt so erschaffen, dass das Geld sie regiert!“
Der Kaiser stand auf und eilte in sein Gemach.
Er kniete sich auf die Gebetsbank nieder und betrachtete das Bildnis seines Vorgesetzten am Altar. „Herr, als Euer Stellvertreter auf Erden und Beschützer der Kirche brauche ich dringlich Euren Rat! Wie ihr wisst, wird der reiβende Wolf Julius, der Euch und alles Menschliche zuschanden gemacht hat, bald vor Eurem Richterstuhl treten. Gebt mir die benötigten finanziellen Mittel, dass ich mich um Italien und Eure Kirche kümmern kann!“ Schweigen umhüllte Max, aber er fuhr fort: „Ich habe schon Einiges bedacht, aber kann mich nicht entscheiden. ... Ich könnte meinen Gesandten, den glattzüngigen Bischof von Gurk, zum Papst wählen lassen. Dafür müsste ich jedoch tief in die Geldtruhe des Heiligen Petrus greifen. Denn wer wählt schon aus eigenem Antrieb einen Lustmolch und Pfründenjäger zum Papst?“ Maximilian wedelte wegwerfend mit der Hand.
Er spann seinen Gedanken weiter: „Eure abtrünnigen Kardinäle in Pisa vergehen bereits vor Ungeduld, einem Franzosen die Tiara aufzusetzen. Das würde den Glauben an Euch spalten und ganz Italien mit Krieg überziehen.Weder Ihr noch ich können das zulassen!“
Max stützte das Kinn in die Hand und wiegte abwägend den Kopf. „Wenn ich nun aber selbst, als Schirmherr der Kirche das Papsttum auf mich nähme, wäre der Glaube an Euch gerettet. Ich würde die gottlosen Franzosen aus der Lombardei verjagen, die venezianischen Giftmischer und Krämer bestrafen und die Türken zu Kreuze kriechen lassen.“ Max sah Gott am Altar triumphierend an.
„Ja, das ist die Lösung! Aber meine Taschen sind leer und ich benötige Geld, sehr viel sogar. Ihr wisst ja, wie es beim Konklave zugeht, der Meistbietende erhält das Amt. Mein Bankier, der Fugger, könnte die Bestechungsgelder vorstrecken. Aber danach sollte ich mit Eurer Einwilligung über alle Kircheneinnahmen frei verfügen können, um den Glauben an Euch anzufachen, meine kaiserlichen Schulden zu tilgen und die Kriege zu finanzieren.“
Max drückte die Hand aufs Herz und verdrehte die Augen himmelwärts. “Leider habt Ihr die Welt so erschaffen, dass das Geld sie regiert!“
Der Kaiser stand auf und eilte in sein Gemach.
Vorbereitungen zur Papstwahl
Max schritt zum Schreibpult. Diese Angelegenheit sollte geheim bleiben, sodass er die Anweisungen selbst erledigen musste. Er tauchte den Gänsekiel in das Tintenfass und schrieb an seinen Finanzminister:
„Getreuer Paul!
Gott hat in seiner Weisheit beschlossen, den verwünschten Pfaffen, den Papst, das Zeitliche segnen zu lassen. Nun steht für mich der Weg frei, die weltiche mit der geistlichen Gewalt zu vereinigen. Um im Konklave erfolgreich zu sein, benötige ich dringend 553.000 Gulden. Wende dich an das Haus Fugger und verpfände meine Hauskleinodien und die zu erwartenden Kirchengelder. Sollte der Fugger Bedenken haben, teile ihm mit, dass ich plane, ihm die Finanzverwaltung des Reiches und der Kirche zu übertragen.
Dein zukünftiger, Heiliger Vater“
Schmunzelnd versiegelte der Kaiser den Brief. Wie gerne würde er das Gesicht seines Finanzministers sehen beim Lesen dieses Schreiben! Na ja, er wird erst zögern aber dann doch alles ausführen, schlieβlich erhält er bei einem glücklichen Ausgang seine 50.000 Gulden verzinst zurück.
Nun sollte er noch seine Tochter Margarethe, die Regentin der Niederlande, in den Plan einweihen. Wie sage ich es ihr nur? Sie wird wohl denken, dass ich wiederum über die Stränge schlage. Aber was soll´s! Ein Lächeln stahl sich auf seine Mundwinkel und er begann zu schreiben:
„Meine geliebte Tochter!
Angesichts der Tatsache, dass unser Herr Papst schwer erkrankt ist, habe ich beschlossen, seine Nachfolge anzutreten. Ich verspreche dir, keine nackte Frau mehr anzurühren und mich zum Priester weihen zu lassen. Sobald ich Papst bin, werde ich unseren Karl zum römischen König wählen lassen. Mit deiner Hilfe wird er das Reich und die Erblande regieren. Ich werde ein gottesfürchtiger Papst sein, sodass ihr mich nach meinem Ableben als Heiligen verehren müsst. Halte die Angelegenheit vorläufig geheim!
Dein Vater Maxi, der zukünftige Papst“
Sogleich rief er seinen Leibgardisten und übergab ihm die versiegelten Schreiben, um sie an die Eilboten auszuhändigen. Zufrieden lächelnd nahm Max in einem gepolsterten Stuhl platz und gab sich seinen politischen Träumen hin.
--
Im Laufe des Herbsts genaβ der Papst, sodass Maximilians Plan wie eine Seifenblase zerplatzte. Margarethe überhäufte ihren Vater mit schweren Vorwürfen wegen der politischen Risiken, die er genommen hatte (siehe mein Roman: Vom Spielball zur Spielerin)
Max schritt zum Schreibpult. Diese Angelegenheit sollte geheim bleiben, sodass er die Anweisungen selbst erledigen musste. Er tauchte den Gänsekiel in das Tintenfass und schrieb an seinen Finanzminister:
„Getreuer Paul!
Gott hat in seiner Weisheit beschlossen, den verwünschten Pfaffen, den Papst, das Zeitliche segnen zu lassen. Nun steht für mich der Weg frei, die weltiche mit der geistlichen Gewalt zu vereinigen. Um im Konklave erfolgreich zu sein, benötige ich dringend 553.000 Gulden. Wende dich an das Haus Fugger und verpfände meine Hauskleinodien und die zu erwartenden Kirchengelder. Sollte der Fugger Bedenken haben, teile ihm mit, dass ich plane, ihm die Finanzverwaltung des Reiches und der Kirche zu übertragen.
Dein zukünftiger, Heiliger Vater“
Schmunzelnd versiegelte der Kaiser den Brief. Wie gerne würde er das Gesicht seines Finanzministers sehen beim Lesen dieses Schreiben! Na ja, er wird erst zögern aber dann doch alles ausführen, schlieβlich erhält er bei einem glücklichen Ausgang seine 50.000 Gulden verzinst zurück.
Nun sollte er noch seine Tochter Margarethe, die Regentin der Niederlande, in den Plan einweihen. Wie sage ich es ihr nur? Sie wird wohl denken, dass ich wiederum über die Stränge schlage. Aber was soll´s! Ein Lächeln stahl sich auf seine Mundwinkel und er begann zu schreiben:
„Meine geliebte Tochter!
Angesichts der Tatsache, dass unser Herr Papst schwer erkrankt ist, habe ich beschlossen, seine Nachfolge anzutreten. Ich verspreche dir, keine nackte Frau mehr anzurühren und mich zum Priester weihen zu lassen. Sobald ich Papst bin, werde ich unseren Karl zum römischen König wählen lassen. Mit deiner Hilfe wird er das Reich und die Erblande regieren. Ich werde ein gottesfürchtiger Papst sein, sodass ihr mich nach meinem Ableben als Heiligen verehren müsst. Halte die Angelegenheit vorläufig geheim!
Dein Vater Maxi, der zukünftige Papst“
Sogleich rief er seinen Leibgardisten und übergab ihm die versiegelten Schreiben, um sie an die Eilboten auszuhändigen. Zufrieden lächelnd nahm Max in einem gepolsterten Stuhl platz und gab sich seinen politischen Träumen hin.
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Im Laufe des Herbsts genaβ der Papst, sodass Maximilians Plan wie eine Seifenblase zerplatzte. Margarethe überhäufte ihren Vater mit schweren Vorwürfen wegen der politischen Risiken, die er genommen hatte (siehe mein Roman: Vom Spielball zur Spielerin)