Pest in Gent, Frühjahr 1471
Ann trällerte eine Melodie und betrat beschwingt die imposante Küche des Genter Schlosses. Durch die Fenster schimmerten von den Schlosswiesen weiße und gelbe Blumenbüschel. Der Frühling war eingezogen! Seit Tagen schon lief Ann das Wasser im Mund zusammen bei dem Gedanken auf ein heimatliches Bohnengericht mit gebratenem Speck. Sie winkte eine Magd herbei, um ihr bei der Zubereitung behilflich zu sein. Ein Blick auf die Hände des Mädchens ließ sie erschaudern. Die Handflächen der Magd waren mit schwarzen Flecken übersät. Das erste Anzeichen für die Seuche! Im Spital, in dem sie früher gearbeitet hatte, brachten sie diese Leute sofort in das Pesthaus. Ann scheute zurück und ihre Stimme überschlug sich, als sie anordnete, dass niemand die Küche verlassen dürfte. Sie stürmte hinaus in den Korridor und hastete mit gesenktem Haupt durch die Gänge. Ihre Nerven waren so überreizt, dass sie zusammenzuckte, als Thomas von Wessex auf sie zukam. „Ann, was ist geschehen? Du siehst ja aus, als wäre dir der Leibhaftige über den Weg gelaufen!“ „Nein, Thomas, es ist verhängnisvoller, die Pest ist in der Küche eingezogen.“ Thomas umfasste ihre Hand. „Ann, ich komme aus der Stadt. Der Stadtrat hat ein Ausgehverbot erlassen und an vielen Kreuzungen lodern reinigende Feuer, um die Seuche einzudämmen. Packe das Nötigste zusammen, wir ziehen aufs Land, wo die Luft sauber ist. Ich werde mit Meg sprechen.“
Meg stand am Fenster und wärmte sich an den Sonnenstrahlen, die durch das farbige Glas in ihr Gemach drangen. Das bunte Licht hauchte den Bildern der Bleiverglasung Leben ein. Ihre Schwiegermutter, Isabelle, lächelte sie zuversichtlich an. Im nächsten Augenblick erklang ein Klopfen. Meg wandte sich um und Thomas trat ein. Er wirkte bedrückt und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Meg, ich habe eine angenehme und eine unerfreuliche Nachricht.“ Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich in ihre Mundwinkel. „Beginn mit der Erfreulichen!“
In Thomas´ Augen trat ein heller, warmer Schimmer. „Edward und Richard sind vor einigen Tagen in England gelandet und haben sich mit Georges´ Heer vereinigt. Ihre Truppen sind nun stark genug, um die Lancaster zu besiegen.“ Ein Fünkchen Hoffnung flitzte über Megs Gesicht. „Wenn es nur wahr wird, Thomas!“, flüsterte sie.
Meg stand am Fenster und wärmte sich an den Sonnenstrahlen, die durch das farbige Glas in ihr Gemach drangen. Das bunte Licht hauchte den Bildern der Bleiverglasung Leben ein. Ihre Schwiegermutter, Isabelle, lächelte sie zuversichtlich an. Im nächsten Augenblick erklang ein Klopfen. Meg wandte sich um und Thomas trat ein. Er wirkte bedrückt und legte ihr eine Hand auf den Arm. „Meg, ich habe eine angenehme und eine unerfreuliche Nachricht.“ Ein vorsichtiges Lächeln stahl sich in ihre Mundwinkel. „Beginn mit der Erfreulichen!“
In Thomas´ Augen trat ein heller, warmer Schimmer. „Edward und Richard sind vor einigen Tagen in England gelandet und haben sich mit Georges´ Heer vereinigt. Ihre Truppen sind nun stark genug, um die Lancaster zu besiegen.“ Ein Fünkchen Hoffnung flitzte über Megs Gesicht. „Wenn es nur wahr wird, Thomas!“, flüsterte sie.
.„Die weniger erfreuliche Mitteilung ist...“, ein Schatten legte sich über Wessex´ Züge, „dass in Gent und Brügge die Pest ausgebrochen ist.“ Meg erbleichte. „Wir müssen aufs Land ziehen, wo die Luft rein ist.“ Sie schlug die Hände vor den Mund. “Aber wohin? Meine Güter liegen alle in der Umgebung der Peststädte.“ Thomas wies auf die Gestalt von Isabelle im Glasfenster. „Deine Schwiegermutter wird uns gerne aufnehmen. Unsere Begleitung könnte bei den Klarissen unterkommen, meinst du nicht?“ „Das ist die Lösung, Thomas!“ Sie ergriff seine Hand und drückte sie. Wessex strich ihr über den Handrücken. „Ich habe die nötigen Vorkehrungen getroffen. Ann und Madame Hallewijn packen die Koffer. Die Pferde werden in den Stallungen gesattelt. Wir reiten auf stillen Landwegen und übernachten in entlegenen Klöstern. Die meisten deiner Damen werden murren wegen des geringen Komforts, aber Marie wird ihre helle Freude an dem Landleben haben.“
Marie wich die Farbe aus dem Gesicht, als sich der kleine Reisezug ihrer Stiefmutter den Weg aus der Stadt bahnte vorbei an den Ärzten mit den Schnabelmasken und den übelriechenden Feuern, um die sich Ratten tummelten. Marguerite, die neben ihr ritt, schluckte und atmete tief durch. Sie wandte sich an ihre Stieftochter. „Marie, ich weiß, wie du dich fühlst. Ich selbst musste ebenfalls in deinem Alter zweimal vor der Pest fliehen.“ Ein zuversichtliches Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Aber auf dem Land ist die Luft rein und der schwarze Schnitter wird uns verschonen. Sein Reich sind die Städte mit den ekelerregenden Ausdünstungen und dem Kloakengestank.“
Maries Miene entspannte sich ein wenig, nachdem sie das Stadttor passiert hatten.
Vor ihnen lag die unendliche Weite der flämischen Landschaft. Ein hellblauer Himmel wölbte sich über ihnen, Vögel zwitscherten in den Bäumen und auf den Wiesen summten und brummten die Bienen. Sie jagten mit ihren Pferden über Felder und Weiden, wo ihnen der Wind ins Gesicht blies und half, ihre Stimmung aufzuhellen.
Maries Miene entspannte sich ein wenig, nachdem sie das Stadttor passiert hatten.
Vor ihnen lag die unendliche Weite der flämischen Landschaft. Ein hellblauer Himmel wölbte sich über ihnen, Vögel zwitscherten in den Bäumen und auf den Wiesen summten und brummten die Bienen. Sie jagten mit ihren Pferden über Felder und Weiden, wo ihnen der Wind ins Gesicht blies und half, ihre Stimmung aufzuhellen.
Fahles rotes Licht kroch über das Firmament, als sie erschöpft in den Hof eines Kartäuserklosters einritten. Der Abt und die Mönche flatterten herbei. Unter dem Geschnatter von Gänsen und Enten und dem Blöken von Schafen verneigten sie sich wahllos vor den Gästen. Marie gluckste, als sich die Klosterbrüder ehrfürchtig vor den Mägden verbeugten. Marguerite berührte den Arm ihrer Stieftochter. „Ich freue mich, dass du wieder lachst. Auf dieser Reise wirst du so manches über das Leben deiner Untertanen erfahren, was dir später von Nutzen sein wird.
Im spärlich erhellten Refektorium aßen sie auf Blechnäpfen Räucheraal mit Roggenbrot und stillten ihren Durst mit Dünnbier. Einige Damen rümpften die Nase und pickten nur an den Speisen. Marie schmeckte das schlichte Essen, und sie verschlang drei Aale. „Ist dieses Mahl typisch für unser Volk?“, fragte Marie ihre Gouvernante. „Nein, mein Kind, für unsere Bauern und Tagelöhner ist Räucheraal eine Festmahlzeit. Meistens stillen sie ihren Hunger mit Haferbrei und Roggenbrot.“ Marie schaute Madame Hallewijn verblüfft an. Einige der Hofdamen grinsten höhnisch. Sie begriffen nicht, dass Herzog Karls Tochter ihre Gedanken an das Volk verschwendete. Da schaltete sich ihre Stiefmutter ein. „Marie, Gott hat in unserer Welt jedem Menschen einen Platz zugewiesen, an dem er ihm zu dienen hat. Die unteren Schichten freuen sich nicht weniger ihres Lebens, wenngleich sie nur Haferbrei und Roggenbrot essen.“
Sie begaben sich in die Zellen zur Nachtruhe. Marie legte sich auf die Pritsche und wollte sich mit dem Strohsack bedecken, da zauberte Madame Hallewijn eine Seidendecke aus einem Koffer. „Marie, lege den Strohdecke weg, sie ist mit Flöhen und Läusen übersät. Du willst doch nicht mit Kratzern im Gesicht deine Großmutter begrüßen?“ Marie verneinte. Zog die Seidendecke bis ans Kinn und schlummerte ein.
Sie begaben sich in die Zellen zur Nachtruhe. Marie legte sich auf die Pritsche und wollte sich mit dem Strohsack bedecken, da zauberte Madame Hallewijn eine Seidendecke aus einem Koffer. „Marie, lege den Strohdecke weg, sie ist mit Flöhen und Läusen übersät. Du willst doch nicht mit Kratzern im Gesicht deine Großmutter begrüßen?“ Marie verneinte. Zog die Seidendecke bis ans Kinn und schlummerte ein.
Am nächsten Morgen gellten Schreie aus einigen Zellen. Meg starrte Ann mit weit aufgerissenen Augen an. Ihre Vertraute machte eine beschwichtigende Geste. „Meg, wenn du mich fragst, ist es das Ungeziefer, das auf den Strohsäcken haust, das die Damen plagt. Aber ich werde sie nach schwarzen Flecken untersuchen.“ Marguerites Kinn bebte vor Unruhe. Sie nahm Anns Hand und drückte sie fest. „Sei vorsichtig, ich möchte dich nicht verlieren!“ Ann warf ihr einen warmen Blick zu. Sie schob sich ein Pesttuch über Mund und Nase und eilte mit einem großen Tiegel Salbe in die Zellen.
Meg warf sich auf das Gebetspult vor dem Kruzifix und beschwor den heiligen Rochus, ihren Tross vor der Seuche zu verschonen.
Nach einer Weile kehrte Ann zu Meg zurück. „Dem Himmel sei Dank, nicht die geringste Spur von der Pest! Die Übeltäter sind Flöhe und Wanzen. Die bösesten Zungen sind am meisten betroffen.“ Ann feixte. „In habe ihnen außer der Salbe auch Schweigen als Arznei empfohlen.“
Sie setzten ihre Reise fort. Der Zug schlängelte sich wie ein vielfarbiges Band durch Wälder und Wiesen. Die Sonne und der saphirblaue Himmel weckten in allen eine unbändige Lebensfreude.
Plötzlich hallte Glockengeläut über die sanft gewellten Wiesen. Marie wandte sich fragend an ihre Stiefmutter. „Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, mein Kind. Aber der Schall ist hell und freundlich. Notglocken dröhnen heftiger“
Meg warf sich auf das Gebetspult vor dem Kruzifix und beschwor den heiligen Rochus, ihren Tross vor der Seuche zu verschonen.
Nach einer Weile kehrte Ann zu Meg zurück. „Dem Himmel sei Dank, nicht die geringste Spur von der Pest! Die Übeltäter sind Flöhe und Wanzen. Die bösesten Zungen sind am meisten betroffen.“ Ann feixte. „In habe ihnen außer der Salbe auch Schweigen als Arznei empfohlen.“
Sie setzten ihre Reise fort. Der Zug schlängelte sich wie ein vielfarbiges Band durch Wälder und Wiesen. Die Sonne und der saphirblaue Himmel weckten in allen eine unbändige Lebensfreude.
Plötzlich hallte Glockengeläut über die sanft gewellten Wiesen. Marie wandte sich fragend an ihre Stiefmutter. „Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, mein Kind. Aber der Schall ist hell und freundlich. Notglocken dröhnen heftiger“
Schon zeichneten sich die roten Mauern von Isabelles Schloss am Horizont ab. Der Klang der Glocken schwoll an. Es war als läuteten sie im Einklang mit allen entlegenen Klöstern und Dorfkirchen. Der Tross der Herzogin passierte das wuchtige Tor von La Motte aux Boix. Die Hufe der Pferde klapperten über den gepflasterten Innenhof und verstummten schließlich. Marie sprang von ihrer Stute und eilte zu dem offenen Säulengang, wo sich ihre Großmutter auf einem bequemen Stuhl im Sonnenlicht wärmte. Marguerite und Wessex folgten ihr. Aus Isabelles faltigem Gesicht strahlte ihnen etwas entgegen, das ein pures Glücksgefühl war. „Ich danke Gott und allen Heiligen, dass ihr wohlbehalten angekommen seid! Noch dazu an diesem besonderen Tag!“
Drei Gesichter hingen an ihren Lippen und lauschten mit glänzenden Augen. In Isabelles Miene trat ein heller Schimmer. „Meg, dein Bruder Edward hat die Thronräuber besiegt. Sie gehören der Vergangenheit an. Unser Bündnis mit dem Haus York ist gerettet.“ Meg und Thomas atmeten erleichtert auf. Die Freude stand ihnen ins Gesicht geschrieben. „Nun zu den Glocken, ihr werdet schon darüber gerätselt haben“, verfolgte Isabelle. Sie schmunzelte „Dein Gatte hat angeordnet, dass in unseren Ländern bis hin zur französischen Grenze die Siegesglocken dröhnen. Karl trifft nämlich heute König Ludwig in Péronne. Er will sich das das Schauspiel nicht entgehen lassen, wie der französische Ränkeschmied vor Ärger platzt, da er auf das Lancaster Pferd gesetzt hat und enorme Summen aus seinem Staatsschatz in Schall und Rauch aufgegangen sind.“
Drei Gesichter hingen an ihren Lippen und lauschten mit glänzenden Augen. In Isabelles Miene trat ein heller Schimmer. „Meg, dein Bruder Edward hat die Thronräuber besiegt. Sie gehören der Vergangenheit an. Unser Bündnis mit dem Haus York ist gerettet.“ Meg und Thomas atmeten erleichtert auf. Die Freude stand ihnen ins Gesicht geschrieben. „Nun zu den Glocken, ihr werdet schon darüber gerätselt haben“, verfolgte Isabelle. Sie schmunzelte „Dein Gatte hat angeordnet, dass in unseren Ländern bis hin zur französischen Grenze die Siegesglocken dröhnen. Karl trifft nämlich heute König Ludwig in Péronne. Er will sich das das Schauspiel nicht entgehen lassen, wie der französische Ränkeschmied vor Ärger platzt, da er auf das Lancaster Pferd gesetzt hat und enorme Summen aus seinem Staatsschatz in Schall und Rauch aufgegangen sind.“
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