Maximilian I. trifft Jacob Fugger
Der Reisezug Kaiser Friedrichs, eine endlose Kolonne von Wagen, Karren und Reitern, schlängelte sich wie ein vielfarbiges Band über die Landstraßen des Deutschen Reiches. Im frischen Grün der Wiesen entlang der Straße prangten gelbe und rote Blumenbüscheln. Neben seinem Freund, Wolf von Polheim, ritt der vierzehnjährige Max auf einer weißen Stute. Er schaute verträumt zum blauen Himmel auf. „Ich freue mich auf den Reichstag, da wird es viele Turniere geben, wo wir beide glänzen können.“ Ein Leuchten zog über sein Gesicht. „Aber das Treffen mit dem Burgunderherzog wird der Höhepunkt unserer Reise sein.“ Polheims Miene war freundlich, dennoch lag eine Spur von Zurückhaltung darin. „Sollte diese Zusammenkunft befriedigend verlaufen, bist du ein Bräutigam, der nach den Pfeifen der Väter tanzen muss.“ Ein leichtes Zucken befiel Max´ Mundwinkel, aber verebbte gleich wieder. „Wir werden schon einen Ausweg finden, um uns weiterhin zu vergnügen, denkst du nicht?“ Wolf nickte halbherzig
Auf einmal hielt der Reisezug an. Max drehte sich um und sah, wie sein Vater die Kutsche verließ und im vollen Kaiserornat mit Hilfe von zwei Gardisten ein Pferd bestieg. Im langsamen Trab fügte er sich bei seinem Sohn. Friedrich wies auf den Horizont. „Siehst du das Meer von Türmen in den saphirblauen Himmel ragen? Das ist unsere Reichsstadt Augsburg, ein großes Handelszentrum und mir treu ergeben. “Sein mürrisches Gesicht hellte sich ein wenig auf. Mit einer Handbewegung setzte er den Reisezug wieder in Bewegung. Als sie sich den gewaltigen Mauern näherten, erschallten Fanfaren und eine Abordnung der Bürger trat vor den Kaiser. Der Bürgermeister ergriff das Wort: „Willkommen in unsrer Stadt, Majestät! Der Rat und alle Mitbürger sind hochverehrt, dass Ihr in Augsburgs Mauern einen Reichstag abhaltet.“ Der Kaiser nickte wohlwollend. „Zum Zeichen unserer Ergebenheit erlauben wir uns, Euch ein Geschenk anzubieten.“ Friedrichs Gesicht verzog sich zu einer freundlichen Grimasse. Er nahm den mit Edelsteinen besetzten Becher gefüllt mit Goldmünzen entgegen. „Habt Dank, meine treuen Augsburger! Möge der Reichstag Euch hohe Einkünfte bescheren!“ Nochmals schmetterten die Trompeten und der kaiserliche Zug begab sich in die Stadt. Die Straßen und Plätze quollen über von Schaulustigen. Jubel kam auf, als Maximilian im funkelnden Harnisch auf seiner weißen Stute an ihnen vorbeiritt. Nach einer Weile erreichten sie ihre Unterkunft in der bischöflichen Residenz, die hoch über der Stadt thronte und einen bezaubernden Blick auf den silbrig schimmernden Fluss und die leuchtend bunten Häuser bot.
Am nächsten Tag verkündigte ein gewaltiges Glockenläuten die Eröffnung des Reichstages. Alle Fürsten von Rang und Namen waren in die Ratsstube geströmt. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah der Kaiser sie spöttisch an. Sein Treffen mit dem Burgunder versetzte die Herren dermaßen in Unruhe, dass sie ihn mit ihrer persönlichen Anwesenheit beehrten.
Als der Kaiser um Truppen gegen die Türken ersuchte, heizten seine Worte die Stimmung auf. Etliche Fürsten reckten die Fäuste und schrien:
„Was scheren uns die Osmanen. Sie haben uns keinen Schaden zugefügt. Das Reich lässt sich nicht für den Erhalt Eurer Machtbasis einspannen.“ Beifall ertönte und der Erzbischof von Köln fügte hasserfüllt hinzu: „Ersucht doch Euren künftigen Bündnispartner, den Herzog von Burgund, um Truppen.“ Friedrichs Gesicht gefror zu einer steinernen Maske. Eine beklommene Stille erfüllte den Raum bis der Kurfürst von Mainz das Wort ergriff: „Euer Treffen mit Herzog Karl hat zu einem Meer von Gerüchten geführt. Wäret ihr bereit, dass einige Fürsten Euch das Geleit geben, um Euch in Angelegenheiten des Reiches zu beraten?“ Alle Augenpaare, hefteten sich auf den Kaiser und gierten nach einer Reaktion. Friedrich lächelte dünn und hob beschwichtigend die Hände.
“Nichts ist wünschenswerter, als von Fürsten umringt zu sein, die mich bei schwierigen Besprechungen unterstützen.“
Friedrichs Blick schweifte über den Saal und musterte die Anwesenden. Da sich niemand mehr zu Wort meldete, beendete er die Sitzung.
„Dieser Reichstag ist ein einziger Fehlschlag gewesen!“, beklagte sich der Kaiser bei seinem Rat, Prüschenk, während sie gemeinsam in das bischöfliche Palais zurückkehrten. Verdrossen setzte sich Friedrich in den Lehnstuhl in seinem Gemach. „Immerhin werdet Ihr von einem stattlichen Tross begleitet, den ihr nicht einzukleiden braucht.“, bemerkte sein Rat mit einem Grinsen. „Hole mir meinen Sohn!“, nuschelte der Kaiser gedankenverloren.
Als der Kaiser um Truppen gegen die Türken ersuchte, heizten seine Worte die Stimmung auf. Etliche Fürsten reckten die Fäuste und schrien:
„Was scheren uns die Osmanen. Sie haben uns keinen Schaden zugefügt. Das Reich lässt sich nicht für den Erhalt Eurer Machtbasis einspannen.“ Beifall ertönte und der Erzbischof von Köln fügte hasserfüllt hinzu: „Ersucht doch Euren künftigen Bündnispartner, den Herzog von Burgund, um Truppen.“ Friedrichs Gesicht gefror zu einer steinernen Maske. Eine beklommene Stille erfüllte den Raum bis der Kurfürst von Mainz das Wort ergriff: „Euer Treffen mit Herzog Karl hat zu einem Meer von Gerüchten geführt. Wäret ihr bereit, dass einige Fürsten Euch das Geleit geben, um Euch in Angelegenheiten des Reiches zu beraten?“ Alle Augenpaare, hefteten sich auf den Kaiser und gierten nach einer Reaktion. Friedrich lächelte dünn und hob beschwichtigend die Hände.
“Nichts ist wünschenswerter, als von Fürsten umringt zu sein, die mich bei schwierigen Besprechungen unterstützen.“
Friedrichs Blick schweifte über den Saal und musterte die Anwesenden. Da sich niemand mehr zu Wort meldete, beendete er die Sitzung.
„Dieser Reichstag ist ein einziger Fehlschlag gewesen!“, beklagte sich der Kaiser bei seinem Rat, Prüschenk, während sie gemeinsam in das bischöfliche Palais zurückkehrten. Verdrossen setzte sich Friedrich in den Lehnstuhl in seinem Gemach. „Immerhin werdet Ihr von einem stattlichen Tross begleitet, den ihr nicht einzukleiden braucht.“, bemerkte sein Rat mit einem Grinsen. „Hole mir meinen Sohn!“, nuschelte der Kaiser gedankenverloren.
Max trat ein und verbeugte sich. “Vater, Ihr wünscht, mich zu sprechen?“ „Ja, Max,“ sagte der Kaiser und wies auf den Stuhl neben ihm. „Ich bin stolz auf dich, wie du es geschafft hast, die Fürsten mit deinem Charme zu umgarnen. Das wird uns bei deiner Königswahl von Nutzen sein.“ Max sah seinen Vater verblüfft an. „Na ja, in einigen Jahren wird es so weit sein. Vorläufig bist du ein strahlender Ritter, der die meisten Turniere gewinnt und bei Festen den Damen, das Herz höher schlagen lässt.“ Max forschte in Friedrichs Gesicht. Meinte er es ernst oder war das die Vorstufe zu einer Strafpredigt?
Der Kaiser wechselte das Thema. „Wir werden uns und unser Gefolge neu einkleiden müssen. So wie wir aussehen, können wir den Großen Herzogs des Westen nicht beeindrucken. Überall wo dieser Emporkömmling auftritt, prunkt er mit seinem Reichtum.“ Maximilian atmete erleichtert auf, die Strafpredigt war ausgeblieben. Überrascht sah er seinen sparsamen Vater an. Friedrich legte seine langen Finger ineinander. „Da unsere Staatskasse leer ist, habe ich das Bankhaus Fugger um einen Kredit gebeten. Sie sind selbst im Tuchhandel tätig und kommen morgen Vormittag das Maß nehmen.“ Eine Woge der Freude wallte in Maximilian auf. „Darf ich mich dann nach der neuesten Mode kleiden?“
“Gewiss, mein Sohn, aber ich erwarte, dass deine Kleidung unserem Rang entspricht.“ Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht verließ Max das Gemach seines Vaters.
Gutgelaunt schlenderte er am nächsten Tag in den Ankleideraum der Residenz. Durch die Fenster fielen warme Sonnenstrahlen, die die Stoffballen auf dem großen Eichentisch glänzen ließen. Ein junger, modisch gekleideter Mann eilte zu ihm und verbeugte sich. „Mein Name ist Jacob Fugger, gestattet mir, Euch beim Einkleiden zu beraten.“ Max musterte den Jüngling. „Seid Ihr der Eigentümer des Bankhauses?“ “Nein, ich bin der jüngste Bruder der Bankiers und werde demnächst nach Venedig reisen, um das Bankgeschäft zu erlernen.“ „Da haben wir etwas gemeinsam. Ich werde in die Kunst des Regierens eingeführt.“ Jacob lächelte. „Ja, Gott hat Euch in die Welt gesetzt, um zu herrschen und mich, um Geld zu verdienen.“ Der Fugger wies auf einen Tisch, an dem er Zeichnungen von Wämsern, Mänteln und anderen Kleidungsstücken bereitgelegt hatte. Max überflog die Muster und zog eine Grimasse, als er ein geschlitztes Wams mit aufgeplusterten Ärmeln sah. „Diese Kreation ist nicht geeignet für einen Kaisersohn.“ Jacob wies auf eine andere Zeichnung. „Aber wie gefällt Euch dieses modische Wams, das die Schultern betont? Wir könnten es in blauem, roten und lindgrünen Brokat anfertigen.“ Er wies auf die Stoffe auf dem Tisch. Max nickte zustimmend. Jacobs Finger glitten zu den Mustern der Mäntel. „Dann würde ich zwei Umhänge aus rotem und schwarzen Samt empfehlen.“ Er sah auf zu Max. „Ja, die gefallen mir. Und ich nehme dieses Barett als Kopfbedeckung.“ „Ich denke, Ihr habt eine vortreffliche Wahl getroffen.“ Nachdem der Fugger das Maß genommen hatte, verließ Max den Ankleideraum. Er war schon an der Tür, als er sich nochmals umwandte: “Betreibt eifrig Eure Studien, ich werde später einen tüchtigen Bankier benötigen.“
Der Kaiser wechselte das Thema. „Wir werden uns und unser Gefolge neu einkleiden müssen. So wie wir aussehen, können wir den Großen Herzogs des Westen nicht beeindrucken. Überall wo dieser Emporkömmling auftritt, prunkt er mit seinem Reichtum.“ Maximilian atmete erleichtert auf, die Strafpredigt war ausgeblieben. Überrascht sah er seinen sparsamen Vater an. Friedrich legte seine langen Finger ineinander. „Da unsere Staatskasse leer ist, habe ich das Bankhaus Fugger um einen Kredit gebeten. Sie sind selbst im Tuchhandel tätig und kommen morgen Vormittag das Maß nehmen.“ Eine Woge der Freude wallte in Maximilian auf. „Darf ich mich dann nach der neuesten Mode kleiden?“
“Gewiss, mein Sohn, aber ich erwarte, dass deine Kleidung unserem Rang entspricht.“ Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht verließ Max das Gemach seines Vaters.
Gutgelaunt schlenderte er am nächsten Tag in den Ankleideraum der Residenz. Durch die Fenster fielen warme Sonnenstrahlen, die die Stoffballen auf dem großen Eichentisch glänzen ließen. Ein junger, modisch gekleideter Mann eilte zu ihm und verbeugte sich. „Mein Name ist Jacob Fugger, gestattet mir, Euch beim Einkleiden zu beraten.“ Max musterte den Jüngling. „Seid Ihr der Eigentümer des Bankhauses?“ “Nein, ich bin der jüngste Bruder der Bankiers und werde demnächst nach Venedig reisen, um das Bankgeschäft zu erlernen.“ „Da haben wir etwas gemeinsam. Ich werde in die Kunst des Regierens eingeführt.“ Jacob lächelte. „Ja, Gott hat Euch in die Welt gesetzt, um zu herrschen und mich, um Geld zu verdienen.“ Der Fugger wies auf einen Tisch, an dem er Zeichnungen von Wämsern, Mänteln und anderen Kleidungsstücken bereitgelegt hatte. Max überflog die Muster und zog eine Grimasse, als er ein geschlitztes Wams mit aufgeplusterten Ärmeln sah. „Diese Kreation ist nicht geeignet für einen Kaisersohn.“ Jacob wies auf eine andere Zeichnung. „Aber wie gefällt Euch dieses modische Wams, das die Schultern betont? Wir könnten es in blauem, roten und lindgrünen Brokat anfertigen.“ Er wies auf die Stoffe auf dem Tisch. Max nickte zustimmend. Jacobs Finger glitten zu den Mustern der Mäntel. „Dann würde ich zwei Umhänge aus rotem und schwarzen Samt empfehlen.“ Er sah auf zu Max. „Ja, die gefallen mir. Und ich nehme dieses Barett als Kopfbedeckung.“ „Ich denke, Ihr habt eine vortreffliche Wahl getroffen.“ Nachdem der Fugger das Maß genommen hatte, verließ Max den Ankleideraum. Er war schon an der Tür, als er sich nochmals umwandte: “Betreibt eifrig Eure Studien, ich werde später einen tüchtigen Bankier benötigen.“